Wie man die Frauen vor 2000 Jahren rumgekriegt hat

Dieses Thema im Forum "Offtopic" wurde erstellt von Naturfreund, 21. August 2013.

  1. Naturfreund

    Naturfreund Optiker

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    Mal was anderes: ich präsentiere hier ein kleine Zitatensammlung aus dem Buch "Liebeskunst" (Ars amatoria) des römischen Dichters Ovid (43 vor Christus bis ca. 17 nach Christus). Die Stichwortsuche "Ovid" liefert im FC zwei Treffer. Der zweite führt zu einem Zitat aus der "Liebeskunst", das in der Diskussion von einem FK als "angestaubt" und "antik" bezeichnet wird.

    Vor ein paar Wochen hätte ich dem zugestimmt, obwohl ich das Werk gar nicht kannte. Denn die Welt hat sich in den letzten dreihundert Jahren so radikal verändert, dass Ovid sie gewiss nicht wieder erkennen würde. Aber wie würde er reagieren, wenn man ihm einen FKK Club zeigte? Nackte Frauen unterscheiden sich von früher nur durch die fehlenden Schamhaare. Und im Sex hat sich sowieso nichts geändert.

    In der "Liebeskunst" geht es nicht so sehr um Liebe im heutigen Sinne für langdauernde Beziehungen (Ehe), sondern viel eher um Sex. Und auch nicht um die "technische" Seite des Sex, sondern um das, was davor kommt: wie Männer Mädchen für Sex finden und herumkriegen können, also modern gesprochen um Seitensprünge, One night stands und Edelprostitution (edel, weil die Mädchen immer Dienerinnen haben).

    Einiges, was Ovid schildert, ist der damaligen Zeit geschuldet, auch seine Vorliebe für antike Mythologie, die man getrost überschlagen kann, wenn sie einen nicht interessiert. Doch das Meiste, was er den Römern rät, um die Gunst der Mädchen zu gewinnen, ist zeitlos aktuell.

    Das Beste an dem Buch ist für mich Ovids illusionslose Menschenkenntnis und sein trockener Humor. Schon allein deswegen lohnt sich die Lektüre. Auf der Schule haben wir nur die bodenlos langweiligen Cicero und Seneca gelesen. Mit Ovid hätte Latein richtig Spaß gemacht!

    Ich zitiere aus der lateinisch-deutschen Reclam-Ausgabe von 2011, Übersetzer: Michael von Albrecht.

    1) Wo findet man die Mädchen?

    "Dir wird Rom so viele und so schöne Mädchen geben, dass du sagst: Diese Stadt hat alles, was es je auf der Welt gegeben hat." (S. 7)

    [Das Theater] "… ist ergiebiger, als du es in deinen kühnsten Wünschen erhoffst. Wie Ameisen in langem Zuge dicht durcheinander wimmeln…, so eilen fein herausgeputzte Frauen zu den gut besuchten Spielen. Sie kommen, um zu schauen, sie kommen, um sich selbst anschauen zu lassen. Das ist ein gefährlicher Ort für die Keuschheit!" (S. 11)

    "Und während zur rohen Melodie des etruskischen Bläsers der Tänzer drei Mal mit dem Fuß auf den geebneten Boden stampfte, gab der König mitten im Beifall dem Volk das erwünschte Zeichen zum Beutemachen. Alsbald springen sie [die Männer] auf, bekunden ihren Willen durch Geschrei und ergreifen mit gieriger Hand von den Jungfrauen Besitz." (S. 11)

    "Lass dir auch nicht die Wettrennen der edlen Pferde entgehen: Viele Vorteile bietet der Zirkus mit seiner Menschenmenge... Dicht neben deiner Dame sollst du ungehindert sitzen; schmiege deine Seite immerfort, so gut du kannst, an die ihre... Das Gesetz des Ortes verlangt, dass du das Mädchen berührst. Hier suche du ein Gespräch anzuknüpfen, das euch verbindet, und alltägliche Worte mögen zuerst erklingen." (S. 13)

    "Und wenn zufällig – wie es zu geschehen pflegt – in den Schoß des Mädchens Staub fällt, wirst du ihn mit den Fingern abschütteln müssen. Und wenn kein Staub fällt, schüttle das Nichts dennoch fort… Und als Lohn für deinen Diensteifer wird deinen Augen sofort der Anblick ihrer Beine zuteil – und sie lässt es zu." (S. 15)

    "Auch Gastmähler mit gedeckten Tischen eröffnen dir einen Zugang; außer dem Wein gibt es noch mehr, was du holen kannst... Dort haben oft Mädchen die Herzen junger Männer geraubt, und Venus im Wein war Feuer im Feuer." (S. 21)

    "Was soll ich dir noch Versammlungsorte von Frauen aufzählen, die für deine Jagd geeignet sind? Die Zahl der Sandkörner wird geringer sein." (S. 21)

    2) Wie erobert man die Mädchen?

    "Zuerst durchdringe dich die Zuversicht, dass alle erobert werden können… Auch eine, von der man glauben könnte, sie wolle nicht, wird wollen… Der Mann kann es nur schlecht verbergen, die Begierde der Frau ist besser versteckt." (S. 23)

    [Weibliche Leidenschaft] "ist heftiger als die unsrige und steht dem Wahnsinn näher." (S. 27)

    [Geschenke] "Eine Frau findet schon einen Kunstgriff, wie sie einen leidenschaftlichen Liebhaber rupfen kann… Was dann, wenn sie todtraurig über einen erlogenen Schaden weint und erdichtet, ein Edelstein sei ihr vom Ohr gefallen?" (S. 33)

    [Briefe] "Hat sie's gelesen und will nicht antworten, so zwinge sie nicht dazu; sorg nur dafür, dass sie von dir immer neue Schmeicheleien zu lesen bekommt… Troja fiel zwar spät, aber es fiel." (Seite 37)

    [Männliche Körperpflege] "Durch Sauberkeit errege dein Körper Wohlgefallen… und aus den Nasenlöchern stehe dir kein Härchen hervor. Auch soll der Mund nicht übel riechen, der Atem nicht widerlich sein, und unter den Achseln soll nicht der stinkende Bock, der Herr der Ziegenherde, hausen." (S. 39)

    "Du musst den Verliebten spielen und seine Schmerzen mit Worten nachahmen; darin strebe mit aller Kunst nach Glaubwürdigkeit. Und es ist nicht schwer, Glauben zu finden." (S.45)

    "Sei im Versprechen nicht ängstlich; Versprechungen ziehen Mädchen an. Und rufe als Zeugen dafür nach Belieben Götter an… Es ist nützlich, dass es Götter gibt, und da es nützlich ist, wollen wir auch daran glauben." (S. 47)

    "Auch Tränen sind nützlich; durch Tränen wirst du selbst ein Herz von Stahl rühren. Wenn dir Tränen fehlen, berühre die Augen mit angefeuchteter Hand." (S. 49)

    [Küsse:] "Mag sie dir auch keine geben, nimm dir welche… Vielleicht wird sie zuerst dagegen ankämpfen und "Unverschämter!" sagen; sie wird aber im Kampf besiegt werden wollen… Magst du es auch Gewalt nennen, diese Art der Gewalt ist den Mädchen willkommen." (S. 47)

    3) Wie bekommt die Liebe Dauer?

    "Streit ist die Mitgift der Gattin, die Freundin höre stets erwünschte Töne! Bring herzerweichende Schmeicheleien mit und Worte, die das Ohr erfreuen, damit die Geliebte über dein Erscheinen froh ist." (S. 69)

    "Missbilligt sie etwas, so missbillige es; alles, was sie gut heißt, heiße gut; was sie behaupten wird, behaupte; bestreite, was sie bestreitet! Lächelt sie, lächle zurück." (S. 71)

    "Liebe ist eine Art Kriegsdienst: hinweg mit euch, ihr Faulen; ängstliche Leute dürfen nicht unter dieser Standarte kämpfen." (S. 73)

    "Dein Seitensprung habe keine festen Termine, und damit dich keine Frau in dem Verstecke ertappe, das sie kennt, darfst du nicht eine jede am gleichen Ort treffen." (S. 85)

    "Wenn von dem, was du verbargst, doch etwas ans Licht kommt, mag es auch offenbar sein, leugne es dennoch beharrlich… Aber schone deine Lenden nicht, von einer einzigen Sache hängt der ganze Friede [mit der Gattin] ab. Durch das Beilager musst du den Vorwurf, du hättest vorher bei einer anderen geschlafen, entkräften." (S. 85)

    [Liebesspiel:] "Glaube mir, die Wonne der Venus darf nicht überstürzt, sondern muss allmählich durch langes Verzögern hervorgelockt werden. Hast du die Stellen gefunden, deren Berührung der Frau Freude macht, so stehe die Schamhaftigkeit dir nicht im Wege, sie zu berühren." (S. 105)

    4) Ratschläge für Frauen

    "Denkt schon jetzt an das nahende Alter, so wird euch keine Zeit ungenützt verstreichen; gehen doch die Jahre dahin wie fließendes Wasser. Die Welle, die vorüberrauschte, lässt sich nie wieder zurückrufen... Man muss die Lebenszeit nützen, und die Zeit, die folgt, ist nicht mehr so gut wie die vorübergehende." (S. 113)

    "Wir Männer werden traurig entblößt, und die Haare, die uns die Zeit raubt, fallen, wie wenn der Nordwind das Laub von den Bäumen schüttelt. Die Frau aber färbt ihr graues Haar mit germanischen Kräutern… [oder] schreitet einher, dicht umwallt von gekauftem Haar." (S. 119)

    "Lasst die Beine nicht von borstigen Härchen rau sein… Schämt euch nicht, die Augen mit feiner Asche zu untermalen." (S. 121)

    "Freilich möge der Liebhaber keine Schminktöpfchen erwischen, die auf dem Tisch herumliegen. Nur eine Kunst, die sich zu verbergen weiß, hilft der Schönheit auf… Vieles ist hässlich, während es geschieht, und gefällt, wenn es geschehen ist." (S. 123)

    [Gesellschaftsspiele] "Durch das Spiel gewinnt man oft Liebe…. Die größte Aufgabe ist es, sein Temperament zu bändigen: gerade dann sind wir unvorsichtig, und mitten im größten Eifer entlarven wir uns selbst, und unser Herz liegt beim Spiel offen da." (S. 133)

    "So möge sich auch eine sehenswerte Frau dem Volke zeigen. Vielleicht wird unter den vielen einer sein, den sie sich angeln kann. Überall regiert der Zufall, wirf deinen Angelhaken immer aus… Bei der Bestattung eures Mannes sucht ihr oft einen neuen Mann: es steht euch gut, mit aufgelöstem Haar einherzugehen und die Tränen nicht zurückzuhalten." (S. 137)
     
    badura, Schatz, django_chained und 2 andere danken dafür.
  2. haiskin

    haiskin Stammschreiber

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    So sind se auch heute noch.
     
  3. Ricky

    Ricky Gesperrt

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    Eben wie im wahren Leben... ;)
     
  4. Smiley

    Smiley Auguries & Riehsörtsch

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    Mit Geld und sozialem Rang wie heut auch!:D;)
     
  5. django_chained

    django_chained Stammschreiber

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    Sehr geil, einige Sachen ändern sich wohl nie. :D

    Die Disco von heute ist scheinbar damals das Amphitheater/Circus Maximus/Colosseum gewesen...Für mich die Sätze die immer noch sehr Aktualität haben...rot...
     
  6. badura

    badura Stammschreiber

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    Tja, war es Zufall? :confused:

    Als Verbannungsort von Ovid hat die römische Obrigkeit Tomis gewählt, das heutige Constanta! (nun schon die Vorfahren unserer heutigen Draculinas standen wohl schon in dem Ruf, dass 'Liebeskunst' mit ihnen nur schwerlich befriedigend zu vollziehen ist :D)
     
    Schatz dankt dafür.