Ich liebe die Errungenschaften des Informationszeitalters! Musste man früher noch in mühevoller Fleissarbeit die Rubrik "Vermischtes" in der Tageszeitung durcharbeiten und mit von Druckerschwärze verfärbten Fingern das Wählscheiben-Telefon bedienen, so ist heute doch alles viel einfacher geworden: In den unzähligen Kontaktanzeigen-Portalen im Internet findet man zielsicher, was man sucht. Die Idee solcher Portale ist bestechend: mehr Informationen zu den Damen, Serviceangebot, Bilder und Kontaktadressen. Gäbe es solche Portale nicht, müsste man sie schleunigst erfinden. Leider scheinen die Inserentinnen nicht in allen Fällen durchschaut zu haben, wie solche Kontaktanzeigen gestaltet sein sollten. Oder werden Sie nur schlecht beraten? Absolut naturgeil Fangen wir bei den Texten an. Normalerweise lese ich die eigentlichen Inseratstexte schon gar nicht mehr. Wer denkt sich eigentlich dieses Groschenroman-Gesülze aus? "Ich erfülle deine geheimsten Wünsche", "Erotik Pur der Extraklasse", "unvergessliche Stunden der Wollust" bei "knisternder Erotik". MUAHAHAHA Ne, is' klar. Ich vermute mal, es gibt bei den Betreibern dieser Portale echt fuchsige Mediaberater, die sich solche Texte ausdenken. Darf's noch eine Prise "Highclass Verführungskunst" sein? Besonders wichtig erscheint mir der obligatorische Hinweis, dass die annoncierende Gunstgewerblerin natürlich "absolut naturgeil" ist. Niemand weiss so genau was das eigentlich bedeuten soll, aber es klingt auf jeden Fall gut. "Naturgeil", da denkt doch der der gemeine Testosteron-Hengst an junge, immergeile Mädels, die schon früh morgens nach dem Aufwachen denken: "FICKEN! FICKEN!". Natürlich interessiert sich kein Mensch für das Gesülze in diesen Anzeigen, und vermutlich sucht auf diesen Anzeigenportalen auch niemand gezielt nach Damen mit der Eigenschaft "naturgeil". Da spielen wohl eher andere Kriterien eine Rolle. Forever Young Zum Beispiel das Alter der Dame. Es soll Männer geben, die möchten ungern eine Dame treffen die ihre Mutter sein könnte. Andere fühlen sich unwohl mit Mädels, die vom Alter her vielleicht die Enkelin sein könnten. Andere suchen einfach eine in etwa gleichaltrige Spielpartnerin. Welchen Sinn macht es dann aber, dass etliche Damen beim Alter gnadenlos untertreiben? Da scheint es immer noch die Meinung zu geben: "Zieh mal ein paar Jahre ab, das merkt eh' keiner". Ganz blöd wird es allerdings dann, wenn man vor der angeblich 32-jährigen naturgeilen Erotik-Fee steht, und feststellt: "Sieht aus wie eine 50-jährige Hure". Eine exaktere Altersangabe könnte helfen solche Begegnungen zu vermeiden. Und den Herren, die eine erfahrene 50-jährige suchen, wäre auch geholfen. Klassische Win/Win Situation. Püppchen-Kabinett Am wichtigsten sind aber ohnehin die Bilder. Wie jeder weiss, gibt es bei Männern die bauartbedingte Besonderheit, dass der Sehnerv direkt mit dem Schwanz verdrahtet ist. Aber auch hinsichtlich der Bilder in den einschlägigen Portalen gibt es offenbar Klärungsbedarf. Die Bilder sollen ja dazu dienen, dem interessierten Kunden einen Eindruck davon zu vermitteln, was er erwarten darf. Dummerweise haben Fotografen und Agenturen entdeckt, was für ein tolles Spielzeug dieses "Photoshop-Programm" doch ist. In allen Portalen findet man immer wieder Bilder, die mit Weichzeichner, Sepia-Effekten und Kontrasterhöhung bis zur Unkenntlichkeit verunstaltet wurden. Die Damen auf diesen künstlerisch sicher sehr wertvollen Bildern sehen dann aus wie Porzellanpüppchen (kennt jemand die Püppchen aus dem "Bernd das Brot" Nacht-Loop?). Logische Konsequenz: Der Kunde in spe wird sofort misstrauisch und sucht sich lieber eine andere Service-Anbieterin. Wichtig bei Bildern ist nicht, dass die aussehen, wie ein H&M Plakat, sondern dass ein authentischer Eindruck vermittelt wird. Ein handwerklich solide gemachter Schnappschuß ist da allemal besser als die 350.- EUR Photoshop-verpfuschte Bilderserie vom Möchtegern-Fotografen. Und eine überraschende Selbsterkenntnis wurde mir dank der Fotos auf den Anzeigen-Portalen auch zuteil: Bilder, auf denen das Gesicht der Frauen zu sehen ist, finde ich besonders aussagekräftig und meist auch sehr viel aufregender, als Bilder in denen man den Kopf abgeschnitten hat. Natürlich verstehe ich, dass die Damen meist ihr Gesicht nicht zeigen wollen, aber auch hier gibt es sicherlich gelungene und weniger gelungene Verhüllungsmaßnahmen. Wer sich nun über diesen möglicherweise sinnfreien Beitrag hier im Forum wundert: ich hatte grad einfach nix Besseres zu tun Never mind, /Andersson
Nimm es mir nicht übel, aber was willst Du uns damit sagen? Und was soll hier anders sein als in jedem anderem Wirtschaftsbetrieb?
Sorry, wenn das zuviel Prosa war: Kurzfassung: Anzeigenportale wären eine tolle Sache, wenn Sie von den Inserentinnen mit sinnvollen Informationen bestückt würden (sowohl Texte als auch Bilder). Der Beitrag steht übrigens nicht umsonst unter Offtopic.
naja @Fab - is'scho'kloa: in jeder Werbung wird auch gelogen bzw. übertrieben - aber so eklatant wie in der "Bezahl-Erotik" doch eher selten... Man stelle sich mal die aktuelle Fritz-Box Reklame, erotisch gepimpt vor:
*SCNR meine leicht pointierte unmassgebliche Meinung dazu: Der im 2.Bildungsweg nach abgebrochener Schul-/Studienausbildung im Rotlicht "gelandete" Medien"profi" oder in schlimmeren Fällen, der erfolgreich umgeschulte Türsteher/Taxifahrer... Und die Fotos schiesst der mit viel Tagesfreizeit gesegnete "Hartz IV-ler", der "Karriere" als Fotograf bei den diversen Anzeigeportalen machen möchte und bereits 4 Funktionen seiner neuen Digicam sicher beherrscht
Wollen wir das wirklich? Einerseits wird jeder unterschreiben, dass wir ehrliche Werbung wollen. Aber lebt die Branche nicht von Illusionen? Kann man diese verkaufen, ohne zu flunkern? Beispiel: Werbung eines erfolgreichen Puffs der auf der Teenyschiene arbeitet. Wollen die Kunden lesen, dass die Damen fast alle mind. 25 Jahre sind? Oder das Beispiel eines Puffs mit tabulosen Ostblockdamen: Wollen die Kunden lesen, dass die Damen fast noch jungfräulich sind oder wollen wir lesen, dass die Damen seit dem 13. Lebensjahr eine Vorgeschichte auf dem Strassenstrich haben? Wir gehen doch dorthin, wo unsere Wunschvorstellung am glaubwürdigsten verkauft wird. Dem Gewissen zuliebe. Gleiches gilt für die Bilder. Jeder Frau möchte möglichst vorteilhaft abgebildet werden, gleichzeitig jedoch so, dass sie nicht Gefahr läuft, privat als Hure aufzufliegen. Männer wollen einerseits vorher sehen wen sie buchen. Aber würden sie kommen, wenn die Drogen-verursachte Akne, Cellulite oder Knackitattoos nicht weichgebügelt wären? Einen anderen Faktor sollte man auch nicht außer Augen lassen: Den der Kosten. Kaum jemand wird eine Agentur beauftragen, sondern ist froh, automatisierte Textbausteine nutzen zu können wie sie in den modernsten Werbeportalen Standard sind. Und sind wir doch mal realistisch: Wenn es darum geht erfolgreiche Werbeanzeigen zu gestalten ich bin nicht einmal sicher, ob der talentierte Freier mit Handykamera gar bessere Ergebnisse liefert als die diplomierte Erotikfotografin die nicht weiss, wie Freier ticken. Zusammenfassend würde ich ebenfalls jeden Punkt in Anderssons Beitrag unterschreiben. Jedoch ist der Wunsch der Gäste nach Illusion und der Hang, die optische Wichsvorlage der ungeschönten Realität vorzuziehen Grund dafür, dass Puffwerbung genau so sein muss wie sie ist.